„Man kann auch mit Müllabfällen schreien, und das tat ich, indem ich sie zusammenleimte und -nagelte.
Ich nannte es Merz…“(Kurt Schwitters)
Zitat: Kurt Schwitters aus: Das literarische Werk, Bd. 5: Manifeste und kritische Prosa. Köln: DuMont Schauberg, 1981, S. 335
Schüler:innen (7b) der Leonore-Goldschmidt-Schule haben gemeinsam die „Ursonate“ von Kurt Schwitters neu interpretiert und 16 eigene Klangstücke entwickelt. Diese Klänge wurden im begehbaren „Merzbau“ integriert, den wir zusammen gestaltet und gebaut haben.
Mit Licht, Farben und Lautsprechern ist unser Merzbau und unsere Ursonate 2024 ein besonderes Kunstwerk geworden, das man hören und erleben kann. Jetzt steht er im Bistro Foyer unserer Schule und bringt Kunst direkt in unseren Alltag.
Die Entstehung der Ursonate 2024
Im Januar begann die intensive Auseinandersetzung mit Schwitters’ Gedicht „An Anna Blume“ und der „Sonate in Urlauten“. Mit der Unterstützung des Komponisten Michael Emanuel Bauer wagten wir uns an eine moderne Weiterentwicklung der Ursonate, ganz im Sinne von Schwitters’ Konzept des Work in Progress.
Zusammen mit den Schüler:innen der Klasse 6b entstanden 16 individuelle Miniaturkompositionen, die unterschiedliche Klänge, Rhythmen und Stimmen miteinander verbanden. Diese Werke spiegelten nicht nur die Experimentierfreude der Schüler:innen wider, sondern auch die kulturelle Vielfalt des Stadtteils. Sie bildeten den auditiven Kern unseres Projekts!
Nach der Fertigstellung unserer Kompositionen war nur noch die Frage: Wie und wo sollen diese Klänge zu hören sein?
Errichtung des Merzbaus 2024
Die „Ursonate 2024“ sollte als begehbare Klanginstallation konzipiert werden.
Nach intensiver Planung entschieden wir uns dafür einen eigenen Merzbau für die Klanginstallation zu bauen.
Die Umsetzung begann in der Projektwoche nach den Sommerferien nun mit der 7b.
Die Technik:
Mithilfe unserer Lautsprecher aus den 70er-Jahren, welche in der alten IGS Mühlenberg von der Decke hingen, wurden 16 unabhängige Kanäle für die Minikompositionen eingerichtet. Ein wenig Lötzinn und schon waren diese wieder einsatzbereit. Mit Verstärkern, Kabeln und viel technischem Know-how brachten wir unsere Klanginstallation so zum Leben.
Die Konstruktion:
Inspiriert von Schwitters’ Merzbau sägten, hämmerten und schraubten die Schüler:innen der 7b ein begehbares Kunstwerk zusammen. Eine Gruppe kümmerte sich um die Gestaltung der Elemente mit Farbe und Materialien, während andere den technischen Einbau koordinierten. Bei der praktischen Umsetzung hatten wir alle sehr viel Spaß daran unseren Merzbau jeden Tag wachsen zu sehen.
Der letzte Schliff:
Der Merzbau mit Ursonate wurde im Bistro Foyer der Leonore-Goldschmidt-Schule aufgebaut.
Um die Installation zu einem multisensorischen Erlebnis zu machen, integrierten wir Beleuchtungselemente, die die Klangstruktur unterstützten. Scheinwerfer setzten den Merzbau so in Szene, während die Lautsprecher in den Konstruktionen so eingebaut wurden, dass sie die Klangperspektiven abwechslungsreich erlebbar machten. So konnten Besuchende die Ursonate aus verschiedenen Blickwinkeln und Hörpositionen erleben.
Was bleibt:
Seit der Fertigstellung des Merzbaus im September 2024 hat sich dieser zu einem beliebten Treffpunkt im Foyer unserer Schule entwickelt. Schüler:innen verbringen ihre Pausen hier, hören den Klängen der Ursonate zu und setzen sichunbewusst mit Schwitters’ Kunst auseinander. Die Verbindung von Kunst und Alltag, ein zentrales Ziel des Projekts, wurde damit erfolgreich realisiert.
Der Merzbau ist nicht nur eine Hommage a Kurt Schwitters, sondern auch ein Symbol für die kreative Vielfalt und den kulturellen Reichtum des Stadtteils Mühlenberg. Besonders stolz sind wir darauf, dass das Projekt durch die Beteiligung der Schüler:innen zu einem Gemeinschaftswerk geworden ist, das ihre Identität und ihre Perspektiven auf moderne Kunst sichtbar macht.
Wir hoffen, dass unser Werk inspiriert, zum Nachdenken anregt und den Gedanken von Kurt Schwitters in die Zukunft trägt. Die „Sonate in Urlauten 2024“ und unser Merzbau haben uns gezeigt, dass Kunst zugänglich sein kann und ihre Vielfalt ein Ausdruck des gesellschaftlichen Zusammenlebens sein kann – damals wie heute. Wir freuen uns darauf, diese Reise fortzusetzen.
Danksagung
Ein großer Dank gilt allen Schüler:innen der Klasse 7b, dem Komponisten Michael Emanuel Bauer, Mariam Oskoui, Marijke Maertens, Benedikt Hartsch sowie allen Unterstützenden aus der Schulgemeinschaft. Zudem danken wir dem Sprengel Museum, Frau Gabriela Staade und Svenya für Workshop und die Inspiration. Herrn Huntebrinker und dem Historischen Museum Hannover, sowie Herrn Kuhl und Benjamin Gunst vom Edeka Markt Nah und Gut in Hannover Mühlenberg für Unterstützung.
Ohne die Zusammenarbeit und den kreativen Einsatz aller Beteiligten wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen.
Gefördert wurde unserer Projekt von der Region Hannover und dem Integrationsbeirat Ricklingen.